Bericht Neue OZ vom 13.11.2019
Knigge-Kurs für die Ausbildung: Die wichtigsten Regeln

Gute Manieren zeigten die Jugendlichen der Alexanderschule Wallenhorst bei ihrem Knigge-Lunch in der „Alten Küsterei“. Foto: Lea Becker
Gebügeltes Hemd, adrette Bluse und Jeans ohne Löcher – so schick sieht man Schüler eher selten. Für das Knigge-Lunch haben sich die sieben Jungen und Mädchen der Alexanderschule Wallenhorst ordentlich herausgeputzt. Drei Tage haben sie sich im Rahmen der Berufsorientierungswoche im „Projekt Knigge: Fit für die Ausbildung“ auf das Mittagessen in der „Alten Küsterei“ vorbereitet. Dort werden ihre Manieren und ihr Benehmen nun von einer Jury unter die Lupe genommen. Darauf kommt es an:
Die Kommunikation
Jeder Schüler tritt einzeln in das Restaurant ein und begrüßt jedes Jurymitglied persönlich mit Handschlag. „Wichtig ist, dass sie nicht mit ausgestreckter Hand auf die andere Person zugehen“, erklärt Bettina Bunkenburg, Lehrerin und Projektleiterin „Knigge“ an der Alexanderschule. Die Hand dürfe nur genommen werden, wenn das Gegenüber die Hand anbiete. Dabei gelten strenge Regeln: Der Chef reicht dem Angestellten oder dem Bewerber die Hand, die Dame dem Herren und der Ältere dem Jüngeren. Wie die Hand gereicht wird, verrät schon viel über die Person. Ein fester Handdruck vermittelt Selbstvertrauen, ein lascher Unsicherheit.

Foto: Lea Becker
Weiter geht es mit dem Smalltalk. Themen wie das Wetter oder die Anreise eignen sich gut zum Gesprächseinstieg. Politik und Religion sollten hingegen gemieden werden. Grundsätzlich gilt: Allgemeine Themen, die positiv und möglichst meinungsfrei sind. Bei den Schülern ergeben sich die Themen fast wie von selbst: „Warum habt ihr den Knigge-Kurs gemacht? Was habt ihr gelernt? Was wollt ihr später machen?“ wollen die Jurymitglieder wissen. Einige Jugendliche beginnen locker zu plaudern, anderen ist ihre Nervosität anzumerken. Trotzdem beherzigen alle die Ratschläge von Bunkenburg. „Augenkontakt ist entscheidend.“ Und einen guten Tipp, falls man mal jemand nicht in die Augen schauen kann oder möchte, hat die Lehrerin auch:
„Einfach auf die Nase schauen, das fällt dem Gegenüber gar nicht auf.“
Das Styling und Erscheinungsbild
Die Wahl der passenden Garderobe kann oft zur Qual werden – gerade bei Frauen. Doch für Bewerbungsgespräche gibt es Regeln, die das ganze vereinfachen: „Man sollte sich was schlichtes in Schwarz, Grau, Dunkelblau oder Weiß anziehen und kein Micky-Maus-T-Shirt oder irgendwas Buntes“, hat Schüler Din Dukadjinac gelernt. Ganz unauffällig ist sein Outfit für das Essen in der „Alten Küsterei“, das die Inhaber kostenlos reichen, allerdings nicht: das weiße Hemd ist gespickt mit kleinen Totenköpfen. Eine Krawatte durfte natürlich auch nicht fehlen. Darauf ist Dukadjinac besonders stolz:
„Ich habe vorgestern zum ersten Mal eine Krawatte gebunden. Das wollte ich schon als Kind immer machen.“
Für die Mädchen ist neben der Kleidung auch das Make-up wichtig. „Zu einem Bewerbungsgespräch sollte man sich natürlich anders schminken als wenn man in die Disco geht. Es sollte dezent sein, keine knalligen Farben“, rät Bunkenburg. Die Haare sollten zudem gepflegt und gestylt sein.
Tischmanieren und Umgangsformen
Dass man bei einem Geschäftsessen nicht schmatzen oder mit den Händen essen sollte, ist wohl jedem klar. Doch was macht man, wenn neben dem Teller plötzlich drei Messer, zwei Gabeln und ein Löffel liegen? „Es wird immer von Außen nach Innen gegessen“, erklärt Bunkenburg.

Komplizierte Bestecksprache: „Ich mache eine Pause“ bedeutet dieses Zeichen. Foto: Lea Becker
Und für diejenigen, die die Serviette immer links liegen gelassen haben oder einfach achtlos auf den Schoß gelegt haben – völlig falsch. „Die knickt man einmal in der Mitte und legt sie mit der offenen Seite zu sich auf den Schoß, damit man sich dann mit der Innenseite den Mund abtupfen kann, ohne dass jemand anderes die Essensreste oder den Lippenstift sehen kann“, sagt die Lehrerin.

Foto: Lea Becker
Und noch ein Fettnäpfchen, in das wohl viele unbewusst treten: das Brot. Mit Butter beschmieren oder gar irgendwo reindippen und dann abbeißen ist keineswegs Knigge-like. „Man bricht sich das Brot in Mundgerechte Stücke, dann beschmiert man es und erst dann isst man es“, berichtet Schülerin Kiara Sowiak. Natürlich gibt es auch strikte Regeln für die Gläser. „Stielgläser werden immer am Stiel angefasst, egal um was für ein Glas es sich handelt“, sagt Bunkenburg. Rotwein müsse schließlich nicht mit der Hand erwärmt werden.

Foto: Lea Becker
Die Wallenhorster Schüler zeigen, dass sie bereits in jungen Jahren die Knigge-Regeln beherrschen. Sie treten abgesehen von der Anfangsnervosität selbstbewusst auf, sitzen aufrecht, greifen zielsicher die langen Stiele der Gläser und essen mit Bedacht. „Es war sehr interessant, ich habe sehr viel gelernt“, sagt Maximillian Schmidt.

Foto: Lea Becker
Birte Loddeke, Schulsozialpädagogin und ebenfalls Projektleiterin „Knigge“ betont, dass der Knigge-Kurs ein „super Grundgerüst für das Leben ist“. Denn zu einem guten Einstieg in die Berufswelt gehöre nicht nur Fachwissen, sondern auch „die hier gelernten Soft Skills“. Die Schüler würden Höflichkeit und Respekt lernen. „Es geht um ein gutes zwischenmenschliches Miteinander.“
Projekt Knigge: Fit für die Ausbildung

Die Besten: Birte Loddeke (l.) und Bettina Bunkenburg (r.) zeichneten den Sieger des Knigge-Wettbewerbs Maximilian Schmidt (Mitte), sowie den Zweitplatzierten Albin Husakovic (2.v.l.) und die Drittplatzierte Jasmin Künne aus. Foto: Arne Willms