Bericht Neue Osnabrücker Zeitung vom 31.05.2018
Hasbergen/Wallenhorst. Schüler aus drei Nationen haben sich einige Tage mit dem Thema „Zwangsarbeit in der Region Osnabrück; so nah – so fern!“ beschäftigt. Die Arbeit vor Ort ist Teil eines dreiteiligen Gedenkstättenprojektes, das Wege zur Erinnerung thematisiert.
Entwickelt worden ist die Idee von Seiten der Wallenhorster Alexanderschule. Besuchte man in den vergangenen Jahren mit der Partnerschule aus dem polnischen Olsztyn das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz und das Konzentrationslager Stutthoff bei Danzig, waren diesmal auch Gymnasiasten aus dem ukrainischen Rivne dabei.
Der Gewalt gedenkend nähern
Aufgabe aller Schüler: Eigene Wege zu finden, wie man sich der nationalsozialistischen Gewaltgeschichte anhand des sogenannten Arbeitserziehungslagers Ohrbeck gedenkend nähern kann.
Bewusst habe man bei der Entwicklung der Idee offengelassen, ob die Schüler am Ende wirklich etwas Vorzeigbares präsentieren können, sagte Michael Hoffmann (Alexanderschule) bei der Vorstellung des Projektes. „Durch Workshops wollten wir den Schülern ermöglichen, das, was ihnen besonders naheliegt, auch umzusetzen.“
Historische Zeugnisse als Grundlage
Hoffmann und einige Kollegen, Lehrer der polnischen und ukrainischen Schulen sowie Experten für Kunst und Theater gaben dafür zunächst eine Einführung. Dabei konnte gleich Geschichte hautnah erlebt werden. Historische Zeugnisse, sogenannte Quellen, von Menschen, die in der 16-monatigen Lagerzeit in Ohrbeck inhaftiert waren, wurden Grundlage der Beschäftigung.
In vier Workshops waren bis zu neun Schüler aller drei Länder zusammen.
Eine Gruppe bereitete grundsätzliche Informationen auf. Woher kamen die Menschen, die teils durch falsche Versprechen als Arbeitskräfteersatz während der Kriegszeit nach Deutschland kamen? Präsentiert wurde das von den ukrainischen und polnischen Schülern in deutscher Sprache.
Foto-Story einer Zwangsarbeiterin
Die Arbeit mit den Quellen inspirierte Schüler eines anderen Workshops dazu, eine Fotostory zu entwerfen. Dabei erzählten sie anhand von Fotos Geschichten, die sich so hätten zutragen können. Eine Story aber basierte auf realer Grundlage: Die Urgroßmutter einer ukrainischen Schülerin hatte tatsächlich während der Nazi-Zeit als Zwangsarbeiterin in Deutschland leben müssen.
Im Kunst-Workshop arbeiteten die Schüler mit Fotografien von ehemaligen Häftlingen. Dazu fertigten sie Monotypien an, die mit dem Computer weiter gestaltet wurden. Mittels eines portablen Beamers ließ man diese Bilder nun in verschiedenen Räumen des ehemaligen Arbeitserziehungslagers aufscheinen. „Einige Schüler waren damit aber nicht einverstanden“, erzählte Künstlerin Renate Hansen, sie sich für diesen Workshop verantwortlich zeigte. „Sie wollten die Häftlinge befreien. Deshalb haben wir die Bilder schließlich an einigen Stellen draußen projiziert.“
Beklemmung ohne Worte
Ganz ohne Worte kam die Inszenierung des Theater-Workshops aus. Eindrucksvoll präsentierten sieben Schüler in wenigen Minuten, wie sich brutaler Lageralltag aus ihrer Sicht dargestellt haben könnte. Zum dumpf klingenden Stakkato-Takt aus zwei dicken Hölzern wurden zwei Häftlinge mit Strumpfhosen über dem Kopf von Wächtern malträtiert.
Das trilaterale Schülerprojekt wurde vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk und Auswärtigen Amt gefördert. Auch der Landkreis und die Gemeinde Wallenhorst unterstützten diese Art der Gedenkkultur. Am Freitag wollen die Schüler im Gedenken an verstorbene Zwangsarbeiterkinder auf dem Heger Friedhof in Osnabrück einen Baum pflanzen.

Lageralltag ohne Worte in einer Theaterszene nachempfunden: Schüler aus drei Nationen beschäftigten sich drei Tage mit dem Thema Zwangsarbeit in der Region. Foto: Stefan Buchholz
Danke an alle Beteiligten!