Pressemitteilung der Deutschen Telekom Stiftung, 27.4.2016
link zum Original: https://www.telekom-stiftung.de/de/presse/news/707

Frau Ünlü-Lachnitt, was zeichnet MINTeinander aus?
Hale Ünlü-Lachnitt: MINTeinander zeichnet sich durch die Vielfältigkeit der Materialien, die Freiheit der Methoden und das Arbeiten über verschiedene Bildungsstufen hinweg aus. Obwohl sich die Inhalte eng an curricularen Vorgaben orientieren, gibt es zur Verwirklichung der Projektidee viel Freiraum für kreativen Unterricht. MINTeinander gibt erwachsenen Beobachtern die Möglichkeit, Einblicke in die Entwicklung eines Kindes zu gewinnen. Dabei kommt es auf kontinuierliche, verlässliche und langjährige Begleitung der Kinder durch die verschiedenen Bildungsstufen an.
Sie unterrichten an einer weiterführenden Schule. Wie ist die Zusammenarbeit mit der Kita und der Grundschule Ihres Verbundes?
Ünlü-Lachnitt: Die Zusammenarbeit mit beiden Stufen ist von Anfang an professionell gewesen. Alle hatten das Interesse, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Sehr schnell haben wir gemerkt, dass wir ähnlich organisiert und interessiert sind. Inzwischen sind wir auch Freunde und besser verzahnt denn je. Als Lehrerin an einer weiterführenden Schule habe ich mich zunächst schwer getan, mich in Lernprozesse der Elementarstufe einzufinden. Aber Cathrin Gerber-Blomeier, sie ist Kita-Erzieherin, konnte mich relativ schnell für ihre Arbeit begeistern. Es ist eine Bereicherung für mich zu wissen, wie die Mechanismen des Lernens sich von klein bis groß entwickeln. Spannend finde ich nach wie vor die Arbeit an der Grundschule. Die Kinder sind so wissbegierig und denken in alle möglichen Richtungen. Ihre Energien zu bündeln und zu lenken ist Grundvoraussetzung für die weiterführende Schule. Durch meine Netzwerkpartner bekomme ich einen richtig guten Einblick in die Arbeit von Kita und Grundschule und kann mir Einiges besser erklären.
Wie kam es dazu, dass Sie selbst nun Lehrkräfte schulen, die zum ersten Mal mit den Materialien arbeiten?
Ünlü-Lachnitt: Bereits auf der letzten Fortbildung in Münster war klar, dass die Deutsche Telekom Stiftung auf das Konzept „Lehrer schulen Lehrer“ setzt. Die Idee fand ich super. So erging es auch Frau Gerber-Blomeier und wir waren uns schnell einig, dass wir als Multiplikatoren tätig sein möchten. Damit war ja auch verbunden, dass wir die Fortbildungen machen. Wir hoffen Gleichgesinnte zu treffen und gute Gespräche mit vielen Ideen zu haben. Außerdem finden wir es sehr motivierend, mit so gut durchdachtem Material zu arbeiten. Das Gesamtkonzept von MINTeinander erleichtert den Einstieg in das Experimentieren.
Worauf kommt es an, wenn man MINTeinander in der Praxis erfolgreich umsetzen will?
Ünlü-Lachnitt: Bei der Umsetzung kommt es besonders auf die Kommunikation im Verbund an. Außerdem ist die Verlässlichkeit der einzelnen Verbundmitglieder wichtig. Natürlich muss jeder auch mal bereit sein, private Zeit und persönliches Engagement zu investieren. Ich persönlich empfinde die Ehrlichkeit in meinem Verbund ganz wichtig. Wenn jemand gerade keine Zeit oder keine Idee hat, sollte es offen gesagt werden. Beim Einsatz des Materials ist aus meiner Sicht wichtig, immer wieder damit zu arbeiten.
Warum ist es Ihnen wichtig, dass Ihre Schüler an das Wissen nahtlos anknüpfen können, das sie in der Grundschule und zuvor in der Kita erworben haben?
Ünlü-Lachnitt: Kinder lernen von anderen Kindern viel schneller. Bereits in meiner ersten Schulstunde, die als Wiederholung dient, erlebe ich, dass sich erst wenige Kinder erinnern, was sie bereits gelernt haben, dann aber motivieren sie die anderen Kinder, sich an das eine oder das andere Experiment zu erinnern. Der Einstieg in die Thematik ist viel einfacher. Magneten zum Beispiel sind nichts Fremdes, sondern etwas, was in ihrem Leben immer wieder auftaucht. Sehr schnell verlassen wir dann das Grundschulniveau und merken gemeinsam, dass es da noch mehr zu entdecken gibt. Unsere Fünftklässler müssen sich an so viel Neues gewöhnen. Da ist es mir besonders wichtig, die Erinnerung an die Grundschulzeit, das Gewohnte wieder zu wecken. Es werden Ängste und Vorurteile gegen das „Neue“ abgebaut und Vertrauen aufgebaut.