NOZ, 18.3.16
Aufführung an der Alexanderschule
Schauspiel über Vorurteile und Rassismus in Wallenhorst
In wechselnden Rollen brachten die Schüler der AG Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage ein kritisches Stück auf die Bühne, hier Alica Meyer, Max Adolph und Laura Hörnschemeyer im 3. Akt. Foto: Stefanie Preuin
Wallenhorst. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus führten Schüler der Arbeitsgemeinschaft Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage das Schauspiel „Lustig ist das Zigeunerleben“ in der Wallenhorster Alexanderschule auf. Unterstützung bekamen sie von Rapper „Einfach Sam“ und dem Verein „Maro Dromm Sui-Generis“. Die Wochen stehen in diesem Jahr unter dem Motto „100% Menschenwürde — Zusammen gegen Rassismus“.
Sündenbock im Mittelalter, Forschungsobjekt im Dritten Reich und Außenseiter in der heutigen Zeit, Sinti und Roma sind in ihrer langen Geschichte Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt gewesen. Das deutsche Volkslied „Lustig ist das Zigeunerleben“ romantisiert das Leben der Volksgruppen, und es wurde zum Titel des Schauspiels, das sich mit Vorurteilen und Rassismus befasste. „Ich bin seit der 5. Klasse in der AG aktiv, mittlerweile haben wir auch Ausstellungen und Kunstwerke gemacht“, erzählte 10. Klässler und Schauspieler Max Adolph. ( Weiterlesen: Alexanderschule als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet )
Mittelalterliche Szene
Das Schauspiel bewegte sich in drei Akten in unterschiedlichen Zeiten. Zunächst wurde das Publikum, die 8. bis 10. Klasse der Alexanderschule, in eine mittelalterliche Szene versetzt. Der gestohlene Kronleuchter aus dem Rathaus wurde den „Zigeunern“ zugeschrieben, der wütende Mob auf der Bühne brüllte: „Die Jagd ist eröffnet.“ Zwischen den Akten untermalte Rapper „Einfach Sam“ das Schauspiel mit Texten, die die Thematik aufgriff. In der Mittelalter-Szene nahm der 21-jährige Sam Bird die Meinung der Gesellschaft in seinem Rap auf: „Entweder ziehen sie weiter oder sie bluten.“
Zeit des Nationalsozialismus
Zwischen den Akten führte Mario Franz vom Verein „Maro Dromm Sui-Generis“ in das Thema ein. Der Verein arbeitet eng mit der Alexanderschule zusammen und setzt sich für den Erhalt der Sprache und Kultur der Sinti in Deutschland ein. Die Aufklärung und Information über die Sinti und Roma, zwei ethnisch verschiedene Volksgruppen, soll Vorurteile abbauen.
Im zweiten Akt stand Eva Justin im Mittelpunkt des Geschehens. Justin, Rassenforscherin zur Zeit des Nationalsozialismus und Mitarbeiterin von Robert Ritter, Leiter der Rassenhygienischen Forschungsstelle, trug ideologisch, durch „gutachterliche“ Äußerungen und Interventionen zum Genozid an einem großen Teil der „Zigeuner“ bei.
Geisteshaltung der Mehrheitsgesellschaft
Unter Leitung von Michael Hoffmann, Carmen Bird und Mario Franz recherchierten die Schüler, Max Adolph, Miguel Exner, Laura Hörnschemeyer, Alica Meyer, Robin Pastowski und Michael Pillum das Thema des letzten Aktes, den sie selbst schrieben. Die Schüler trieben die Vorurteile auf die Spitze: Die lesbische Beziehung der einen Tochter wurde von den Eltern anerkannt, der neue Freund der anderen Tochter, der Sinti ist, kategorisch abgelehnt. „Die Sinti und Roma sind nur ein Beispiel, jede Minderheit hat mit Vorurteilen und Verfolgung zu kämpfen. Es geht um die Geisteshaltung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber diesen Gruppen“, erklärte Mario Franz. Respekt verdienten sich die schauspielenden Schüler nicht nur von Mario Franz, sondern auch von ihren Mitschülern, die die Rapeinlagen und die gute Aufarbeitung der Thematik in der anschließenden Diskussion lobten.