
Am Freitag, 8. Mai, wird der 40. Geburtstag von 15 bis 18 Uhr groß in der Alexanderschule gefeiert, Foto: Elvira Parton
Wallenhorst. Seit Jahren sinken die Schülerzahlen in Wallenhorst – doch es gab Zeiten, in denen sie förmlich explodierten. In den 1950er-Jahren wurde für 1,4 Millionen Mark das Schulzentrum an der Maria-Montessori-Straße gebaut, um der Raumnot Herr zu werden. Mit 655 Schülern ging 1975 nach einer Schulreform die Hauptschule an den Start, und die bisherigen Volksschulen Wallenhorst, Rulle sowie Hollage waren künftig nur noch Grundschulen. Am Freitag feiert die Alexanderschule groß ihren 40. Geburtstag.
655 Hauptschüler – heutzutage sind solche Zahlen kaum noch vorstellbar. Aktuell sind es 195 Schüler, die die Alexanderschule besuchen. Und nicht nur die Schülerzahl hat sich gravierend verändert. Links vom Haupteingang ist die Wand mit Auszeichnungen gepflastert: „Sportfreundliche Schule“, „Schule ohne Rassismus“, „Schule auf Kurs“, „Startklar für den Beruf“, und so weiter. In vielen Punkten, die aktuell die Bildungspolitik dominieren, war die Alexanderschule Vorreiter: Inklusion – also die Gleichbehandlung von Schülern mit und ohne Handicap – wird in Form von Inklusionsklassen schon seit sieben Jahren an der Schule praktiziert, und ein Ganztagsangebot gibt es bereits seit 2006. Damit dieses auch räumlich möglich war, tauschte die Alexanderschule damals die Räume mit der benachbarten Realschule.
Doch vor allem inhaltlich hat sich die Hauptschule verändert. „Die letzten zehn bis 15 Jahre haben wir uns programmatisch sehr weiterentwickelt“, sagt Thomas Behning, der die Schule seit 2007 leitet. „Alexanderschule“ heißt die Hauptschule übrigens erst seit 1995 – den Namen „Alexander“, der in Wallenhorsts Geschichte eine wichtige Rolle spielt, bekam die Schule zum 20. Geburtstag.
Gutes Team – Guter Ruf
Zum laufenden Schuljahr wurden in Niedersachsen nur noch knapp fünf Prozent der Jungen und Mädchen nach der vierten Klasse an einer Hauptschule angemeldet und auch durch die Einführung neuen Schulform Oberschule gilt die Hauptschule als Auslaufmodell. Die Alexanderschule aber hat einen sehr guten Ruf. Wieder und wieder betont Behning stolz, dass das dem „multiprofessionellen Team“ zu verdanken sei, also all den Lehrern mit ihren verschiedenen Schwerpunkten, den Heil- und Schulsozialpädagogen. Hinzu komme die Einbindung der Eltern. Fragt man Behning danach, welche der vielen Auszeichnungen ihm am wichtigsten ist, sagt er ohne zu zögern: die Berufsorientierung. „Wir müssen für die Schüler eine Perspektive schaffen“, betont er. Ausbildungsplatzbörse, Kniggekurs , Betriebspraktika, Begleitung durch die Agentur für Arbeit – die Angebote der Alexanderschule dazu sind vielfältig; die ersten Bewerbertrainings gab es schon Ende der 1990er-Jahre. Sogenannte Problemkinder gebe es auch an der Alexanderschule, sagt Behning. „Aber es ist immer die Frage, wie mit den Schülern umgegangen wird.“ Wurden Schüler, die den Unterricht störten, früher vor die Tür gestellt, werden sie jetzt dazu angehalten, in einem Raum der Stille ihr Verhalten zu reflektieren.
Die geringe Schülerzahl hat den Vorteil kleiner Klassen mit durchschnittlich 17 Schülern. In der Anfangszeit der Hauptschule sah das ganz anders aus, erinnert sich Konrektorin Ingrid Reffeld, die seit 37 Jahren an der Schule tätig ist. Klassen mit bis zu 33 Schülern waren keine Ausnahme. Die Hauptschule war nun einmal diejenige, die von den meisten Kindern besucht wurde – daher auch der Name „Hauptschule“. Wer nicht ins Muster passte, fiel durchs Raster und kam, sei es wegen einer Lernschwäche oder einer körperlichen Behinderung, rasch auf die Sonderschule.
Inklusion
Das hat sich mit dem Modell der inklusiven Schule geändert. Ab und an hört Schulleiter Thomas Behning die vorwurfsvolle Frage, ob die Hauptschule dann nicht einfach nur eine „Sonderschule light“ sei. „Eben nicht!“, sagt er. „Wir wollen den Schülern im Rahmen des normalen Schulbetriebs eine Entwicklung ermöglichen.“ Aktuell werden 27 Schüler mit sogenanntem sonderpädagogischem Entwicklungsbedarf an der Alexanderschule unterrichtet.
Auch allgemein seien die Ansprüche der Eltern gestiegen, sagt Behning. „Schule wird als Dienstleistungsgesellschaft verstanden – und das müssen wir akzeptieren.“ Die Schule müsse sich eben an die Schüler anpassen und nicht umgekehrt.
Ihr 40-jähriges Bestehen feiert die Alexanderschule am Freitag, 8. Mai von 15 bis 18 Uhr. Eingeladen sind alle Wallenhorster. Unter anderem gibt der VfL Osnabrück eine Autogrammstunde.
Quelle: NOZ vom 7. Mai 2015